Beschreibung und Einordnung des BuchschmucksZarte gelbe Konturlinien folgen jeweils einer Seite der Blattgold-Initialen und lassen diese dreidimensional erscheinen. Die Lichtquelle wurde hierfür meistens links vom Buchstaben imaginiert, lediglich das C auf f. 55v scheint von rechts beleuchtet zu sein; das O auf f. 62v entzieht sich mit seiner durchgezogenen hellen Innenkontur gänzlich diesem Prinzip. Jeder Initialkörper ist mit einer spiralförmig kreisenden Weißranke gefüllt, von der Knospenköpfchen und zarte Zweige mit je einem herzförmigen Blatt oder einer Blüte als Abschlussmotiv ausgehen (meist dreiblättrig, selten mit einem Ring als vermittelndes Element zwischen Stängel und Blattkranz, immer untersichtig dargestellt und mit leichter Gelblavierung modelliert). Die Sprossachse jeder Ranke ist im Schachtelhalmprinzip durch einen trichterförmigen Absatz mit gewelltem Rand gegliedert (s. ff. 31v , 47r , 52v , 55v , 56v ; auf f. 62v zweifache Querstrichel). Stets sind einige Rankenzweige über oder unter den Buchstabenkörper geführt und füllen mit ihren Blättern die Ecken der Außenfelder bzw. geben die Form der Außenfelder vor. Die von den Ranken segmentierten Binnenfelder wurden alternierend rosa, grün und blau ausgemalt, hin und wieder auch mit weißen Drei- und Vierpunktgruppen aufgelockert; weiße Punktgruppen ebenso in den blauen Außenfeldern (ff. 15r , 47r , 55r , 62v ). Auf f. 58v eine stilisierte Zitrusfrucht als Zwickelfüllung.
Es handelt sich hier um eine von sicherer Hand gezeichnete und sorgfältig ausgeführte, jedoch schlichte, motivisch reduzierte Arbeit, betrachtet man etwa die Füllung der Initialen mit jeweils nur einem sich verzweigenden Rankenstamm sowie die Tendenz des Illuminators, die Initialen auf blaue Rechteckfelder zu platzieren, deren Außenkonturen nicht oder nur geringfügig jenen der Blätter folgen. Die Blattformen und ihre Anordnung sowie auch die Farbigkeit, das Licht-Schattenspiel der goldenen Buchstabenkörper und die gelegentliche Akzentuierung der Hintergründe durch weiße Punktreihen oder -dreiecke entsprechen grundsätzlich dem aus der Werkstatt des Florentiner Buchmalers Francesco di Antonio del Chierico bekannten Repertoire (1433–1484, Tätigkeit als Buchmaler seit ca. 1455 nachweisbar). Zwar lässt sich diese kleine Arbeit nicht der Hand des Meisters selbst, mit Sicherheit jedoch seinem Kreis zuordnen. Beispiele seiner Kunst bzw. seiner Werkstatt sind an der Österreichischen Nationalbibliothek u.a. mit Cod. 22, 826, 133 und 2485 vertreten (Kat. #-#).
TextüberlieferungDie Grundzüge der Textüberlieferung der Athanasiuswerke sind gut erforscht (Simon 1991 , aufbauend auf Mercati 1938 ). Von den sieben erhaltenen Handschriften ist Florenz, Laurenziana, Marc. 584 (L) mit Abstand die ältestes (9.-10. Jh.) und Quelle der gesamte Überlieferung. Cod. 799 (V), Florenz, Laurenziana, Fesul. XLIV (F) und Vatikan, Ott. Lat. 70 (O, 16. Jh.) sind direkte Abschriften von L . (Simon 1991, 98 und Stemma auf 101 ). Weitere Handschriften sind Vatikan, Urb. Lat. 46 (U) , Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats und Universitätsbibliothek, Cod. A. 69 und Paris, Bibliothèque Mazarin, Cod. lat. 588 (P), die eine Untergruppe bilden, für die eine von L abhängige Zwischenstufe fehlt. Diese Zwischenstufe lehnt Capone 2011, 49 ab und sieht L als Vorlage für alle Handschriften.
In Anbetracht dieser Stemmata verwundert es nicht, dass die Textqualität wesentlich durch L geprägt ist. Die Handschriften überliefern die Korruptelen von L oder haben Konjekturen, die nicht mit den griechischen Hss in Einklang zu bringen sind. (Simon 1991, 117 ).
Trotz dieser Abhängigkeiten unterscheiden sich die Handschriften in der Textzusammenstellung. Cod. 799 (V) hat nur das Corpus Athanasianum in unveränderter Reihenfolge von L übernommen, nicht die Texte der anderen orthodoxen Kirchenväter und ist wie F eine getreue Abschrift von L. O übernimmt ebenso das Corpus und ist besonders deutlich als Abschrift von L zu erkennen, vor allem in der Epistula Ad Adelphium, beinhaltet aber zusätzlich ausgewählte andere Texte von L. Simon 1991, $$ . Die übrigen Handschriften fügen Texte aus anderen Vorlagen hinzu, F vor allem aus der Athanasiustradition, PUD aus der Basiliustradition.
L taucht gesichert erst 1450 in Florenz im Besitz von Niccolò Niccoli auf, aus dessen Nachlass der Codex an die Bibliothek von San Marco geht und schließlich 1808 in die Laurenziana kommt.
Näher einordenbar ist auch der Nachtrag von Johannes Alexander Brassicanus auf fol. 70. Es handelt sich dabei um eine Abschrift einer lateinischen Übersetzung des Iudicium Photii, die Athanasiuswerken vielfach vorangestellt ist. Dieselbe Fassung findet sich an zwei Stellen im Druck Athanasius, Contra haereticos et gentiles (Vincenza: Achatas, 1483; GW 2760) : fol. b1v bzw. noch einmal vor Contra gentiles. Sie zeichnet sich durch eine Lacuna aus in PG 25 CCLXXVIII, 17 (et2)-19 (multa) . Dieselbe Lacuna findet sich in Turin, Bibloteca Nazionale Universitaria Cod. E. II. 20 (fol. 6v-7r und 35v-36r) sowie Vatikan, Vat. Lat. 261 (fol. 1rv) ((Simon 1991, 99 Anm. 36) ). Bei der Turiner Handschrift handelt es sich allerdings um eine Abschrift der Inkunabel (Fiaschi 2006, 212 ). Ob auch die anderen Handschriften, die diese Übersetzung überliefern, die Lacuna enthalten ist nicht bekannt (Liste der Handschriften Fiaschi 2006, 229 ).
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Beschreibung und Einordnung des BuchschmucksZarte gelbe Konturlinien folgen jeweils einer Seite der Blattgold-Initialen und lassen diese dreidimensional erscheinen. Die Lichtquelle wurde hierfür meistens links vom Buchstaben imaginiert, lediglich das C auf f. 55v scheint von rechts beleuchtet zu sein; das O auf f. 62v entzieht sich mit seiner durchgezogenen hellen Innenkontur gänzlich diesem Prinzip. Jeder Initialkörper ist mit einer spiralförmig kreisenden Weißranke gefüllt, von der Knospenköpfchen und zarte Zweige mit je einem herzförmigen Blatt oder einer Blüte als Abschlussmotiv ausgehen (meist dreiblättrig, selten mit einem Ring als vermittelndes Element zwischen Stängel und Blattkranz, immer untersichtig dargestellt und mit leichter Gelblavierung modelliert). Die Sprossachse jeder Ranke ist im Schachtelhalmprinzip durch einen trichterförmigen Absatz mit gewelltem Rand gegliedert (s. ff. 31v , 47r , 52v , 55v , 56v ; auf f. 62v zweifache Querstrichel). Stets sind einige Rankenzweige über oder unter den Buchstabenkörper geführt und füllen mit ihren Blättern die Ecken der Außenfelder bzw. geben die Form der Außenfelder vor. Die von den Ranken segmentierten Binnenfelder wurden alternierend rosa, grün und blau ausgemalt, hin und wieder auch mit weißen Drei- und Vierpunktgruppen aufgelockert; weiße Punktgruppen ebenso in den blauen Außenfeldern (ff. 15r , 47r , 55r , 62v ). Auf f. 58v eine stilisierte Zitrusfrucht als Zwickelfüllung.
Es handelt sich hier um eine von sicherer Hand gezeichnete und sorgfältig ausgeführte, jedoch schlichte, motivisch reduzierte Arbeit, betrachtet man etwa die Füllung der Initialen mit jeweils nur einem sich verzweigenden Rankenstamm sowie die Tendenz des Illuminators, die Initialen auf blaue Rechteckfelder zu platzieren, deren Außenkonturen nicht oder nur geringfügig jenen der Blätter folgen. Die Blattformen und ihre Anordnung sowie auch die Farbigkeit, das Licht-Schattenspiel der goldenen Buchstabenkörper und die gelegentliche Akzentuierung der Hintergründe durch weiße Punktreihen oder -dreiecke entsprechen grundsätzlich dem aus der Werkstatt des Florentiner Buchmalers Francesco di Antonio del Chierico bekannten Repertoire (1433–1484, Tätigkeit als Buchmaler seit ca. 1455 nachweisbar). Zwar lässt sich diese kleine Arbeit nicht der Hand des Meisters selbst, mit Sicherheit jedoch seinem Kreis zuordnen. Beispiele seiner Kunst bzw. seiner Werkstatt sind an der Österreichischen Nationalbibliothek u.a. mit Cod. 22, 826, 133 und 2485 vertreten (Kat. #-#).
TextüberlieferungDie Grundzüge der Textüberlieferung der Athanasiuswerke sind gut erforscht (Simon 1991 , aufbauend auf Mercati 1938 ). Von den sieben erhaltenen Handschriften ist Florenz, Laurenziana, Marc. 584 (L) mit Abstand die ältestes (9.-10. Jh.) und Quelle der gesamte Überlieferung. Cod. 799 (V), Florenz, Laurenziana, Fesul. XLIV (F) und Vatikan, Ott. Lat. 70 (O, 16. Jh.) sind direkte Abschriften von L . (Simon 1991, 98 und Stemma auf 101 ). Weitere Handschriften sind Vatikan, Urb. Lat. 46 (U) , Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats und Universitätsbibliothek, Cod. A. 69 und Paris, Bibliothèque Mazarin, Cod. lat. 588 (P), die eine Untergruppe bilden, für die eine von L abhängige Zwischenstufe fehlt. Diese Zwischenstufe lehnt Capone 2011, 49 ab und sieht L als Vorlage für alle Handschriften.
In Anbetracht dieser Stemmata verwundert es nicht, dass die Textqualität wesentlich durch L geprägt ist. Die Handschriften überliefern die Korruptelen von L oder haben Konjekturen, die nicht mit den griechischen Hss in Einklang zu bringen sind. (Simon 1991, 117 ).
Trotz dieser Abhängigkeiten unterscheiden sich die Handschriften in der Textzusammenstellung. Cod. 799 (V) hat nur das Corpus Athanasianum in unveränderter Reihenfolge von L übernommen, nicht die Texte der anderen orthodoxen Kirchenväter und ist wie F eine getreue Abschrift von L. O übernimmt ebenso das Corpus und ist besonders deutlich als Abschrift von L zu erkennen, vor allem in der Epistula Ad Adelphium, beinhaltet aber zusätzlich ausgewählte andere Texte von L. Simon 1991, $$ . Die übrigen Handschriften fügen Texte aus anderen Vorlagen hinzu, F vor allem aus der Athanasiustradition, PUD aus der Basiliustradition.
L taucht gesichert erst 1450 in Florenz im Besitz von Niccolò Niccoli auf, aus dessen Nachlass der Codex an die Bibliothek von San Marco geht und schließlich 1808 in die Laurenziana kommt.
Näher einordenbar ist auch der Nachtrag von Johannes Alexander Brassicanus auf fol. 70. Es handelt sich dabei um eine Abschrift einer lateinischen Übersetzung des Iudicium Photii, die Athanasiuswerken vielfach vorangestellt ist. Dieselbe Fassung findet sich an zwei Stellen im Druck Athanasius, Contra haereticos et gentiles (Vincenza: Achatas, 1483; GW 2760) : fol. b1v bzw. noch einmal vor Contra gentiles. Sie zeichnet sich durch eine Lacuna aus in PG 25 CCLXXVIII, 17 (et2)-19 (multa) . Dieselbe Lacuna findet sich in Turin, Bibloteca Nazionale Universitaria Cod. E. II. 20 (fol. 6v-7r und 35v-36r) sowie Vatikan, Vat. Lat. 261 (fol. 1rv) ((Simon 1991, 99 Anm. 36) ). Bei der Turiner Handschrift handelt es sich allerdings um eine Abschrift der Inkunabel (Fiaschi 2006, 212 ). Ob auch die anderen Handschriften, die diese Übersetzung überliefern, die Lacuna enthalten ist nicht bekannt (Liste der Handschriften Fiaschi 2006, 229 ).
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Die Wiener Corvinen. Beschreibung von Wien, ÖNB, Cod. 799. Version 0.1, 8.5.2025. URL: https://digi-doc.onb.ac.at/fedora/objects/o:crv.cod-799/methods/sdef:TEI/get
Verantwortlich für die BeschreibungIvana Dobcheva (Kodikologie), Katharina Kaska (Kodikologie), Marianne Rozsondai (Einband), Friedrich Simader (Geschichte), Maria Theisen (Buchschmuck), Edina Zsupán (Texterschließung, Literaturerfassung)
LizenzhinweisDie Beschreibung der Handschriften sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
LinksDas Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus der Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek.