Die Bibliotheca Corvina (Corviniana), die Prachtbibliothek des ungarischen Königs Matthias Corvinus (1458–1490) gehört zu den wichtigsten Denkmälern der europäischen Renaissance nördlich der Alpen. Sie zählte zu den bedeutendsten Büchersammlungen ihrer Zeit und trug grundlegend zur Etablierung des Humanismus in Mitteleuropa bei. Seit 2005 ist sie Teil des UNESCO Weltdokumentenerbes.
Unter den Aufbewahrungsorten der etwa 220 erhaltenen Corvinen spielt die Österreichische Nationalbibliothek bzw. die frühere Hofbibliothek eine führende Rolle. Sie verwahrt nach der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest den zweitgrößten Bestand an Corvinen. Die Handschriften gelangten vielfach über Wiener Humanisten des 16. Jahrhunderts zunächst nach Wien und anschließend, oft über mehrere Zwischentappen in die Hofbibliothek. Ein Teil dieser Bände wurde nach 1918 der Ungarischen Nationalbibliothek übergeben.
In Anlehnung an die Initiative der Ungarischen Nationalbibliothek zur virtuellen Rekonstruktion der Bibliotheca Corvina (corvina.hu) und deren systematischer, detaillierter Katalogisierung, zielt das Projekt „Wiener Corvinen” auf die Tiefenerschließung der ÖNB-Handschriften ab. Sie werden über die Editionsplattform der ÖNB online präsentiert und sollen, gemeinsam mit ausführlichen, den Bestand analysierenden Aufsätzen, auch gedruckt in der Reihe Supplementum Corvinianum veröffentlicht werden.
Die hier vorliegenden Beschreibungen machen die Ergebnisse dieser Arbeit, genauer den Katalog der Wiener Corvinen der Öffentlichkeit online zugänglich.