Textüberlieferung
Georgius Trapezuntius, Adversus Theodorum Gazam in perversionem problematum Aristotelis (1455 Latin), ed. L. Mohler, Kardinal Bessarion, Bd. III, 1942, 277-342 (1. Ausgabe Venedig per Jacobum Pentium de Leuco 1523: Comparationes philosophorum Aristotelis et Platonis, unveränd. Nachdr. [Frankfurt a.M. 1965](http://d-nb.info/451485688)), vgl. L. Mmohler, Kardinal Bessarion, Bd. I, 352-358.
Entstehungszeit des Werkes: bis ca. Ende 1457 (nach Monfasani, J.: Collectanea Trapezuntiana. Texts, Documents, and Bibliographies of George of Trebizond. Binghamton, N.Y. 1984, 600ff.).
Monfasani 1976, 165): Buchinck George's favourite scribe after he returned to Rome. Rom, B. Casanatense 77 - dated by Buchinck to '1456'. After Buchinck had signed and dated the manuscript, George had him write in three long additions. In the last of them, Buchinck skipped over the word 'futurum' and George himself wrote it in (In Mohler's edition of the Protectio this addition is found on p. 341 line 1 ("que tamen ...") to line 9 ("... non erubesco"). In other manuscripts of the Protectio these passages are integrated into the main body of the text, proving that the manuscript written by Buchinck was the archetype or contemporaneous with the archetype. Thus the final text of the Protectio was not completed before 1456... terminus ante quem January 1457.
Beschreibung und Einordnung des Buchschmucks
Der Codex weist eine mit Weißrankendekor geschmückte Anfangsseite sowie eine ebenfalls üppig mit Weißranken geschmückte Blattgold-Initiale im weiteren Verlauf des Textes auf. Die Ranken zeichnen sich durch kräftige, an den Verzweigungen jeweils durch Querstrichel akzentuierte Rankenstämme aus, die sich wie unregelmäßige Flechtknoten ineinander verschlingen und in krausen Blatt- und feisten Blütenformen enden. Im Unterschied zu den Florentiner Arbeiten sind die Zwischenräume hier nicht in Pastelltönen, sondern in kräftigem Blau, Rot, Grün und Gelb ausgemalt und sehr dicht mit weißen Punkten (oft in Dreipunkt-Gruppen) besetzt. Die vergoldeten Buchstaben wurden schwarz umrahmt und ebenfalls mit gelben Linien und Punkten entlang der Kontur verziert. Vom Grundcharakter her verwandt erscheinen die kompakten Weißrankendekore aus der römischen Werkstatt des Giuliano Amadei (dok. 1446-1496) (vgl. z.B. [ÖNB Cod. Ser. n. 4643]( http://data.onb.ac.at/rec/AC14395002)) oder die - allerdings weit symmetrischer angelegten - Dekore des Gioachino de' Gigantibus (dok. 1450-1485), der sowohl in Rom als auch in Neapel wirkte, wo er von 1471 bis 1480 am arragonesischen Hof arbeitete. Der ursprünglich aus Bayern stammende Gioachino wurde einer der einflussreichsten Buchmaler des dritten Jahrhundertviertels, der in beiden Städten viele Nachahmer fand (siehe auch [Cod. 292](#cod_292.xml)). Der künstlerisch sehr sicher und qualitätvoll ausgeführte Buchschmuck des in Rom geschriebenen Cod. 218 wurde von Albinia De la Mare1969 der Hand Gioacchinos zugeschrieben, stammt jedoch von Andrea da Firenze (dok. 1447-1467), einem zunächst in Florenz ausgebildeten Buchmaler, der in Rom Karriere machte und dort eng mit Gioacchino zusammengearbeitet hat (z.B. in [BAV, Vat. lat. 396](https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.396), dessen Frontispiz von Gioacchino de Gigantibus, die Bianchi girari-Initialen im weiteren Verlauf des Codex aber von Andrea da Firenze ausgeführt wurden; Überblick s. Pasut 2004; aktualisierte Zusammenstellung seines Oeuvres bei Zabeo 2016, 261-266). Im Unterschied zu Gioacchinos Dekoren weisen die Bianchi girari des Andrea da Firenze knolligere und kleinteiliger gezeichnete Knospen sowie an den Rankenstielen trichterförmige Nodi mit gewellten Rändern auf, die vierfarbigen Zwickelfüllungen sorgen für ein bunteres Erscheinungsbild, vgl. [BAV, Pal. lat. 1554](https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_1554/0009), vgl. hier auch die mit Linien und Punkten verzierte Blattgoldinitiale. Eine künstlerische Ausgestaltung des Codex in Rom wird nicht zuletzt auch dadurch nahegelegt, dass Theoderich Buchinck (+ 1458) den Codex, wie er selbst anführte,in Rom geschrieben hat (Hermann 1932, 139 - 140). Dennoch gibt es Verbindungen, die nach Neapel weisen: Das Wappen im Bas-de-page der Anfangsseite ist eine vom ersten Budaer Wappenmaler B1 für König Matthias Übermalung (Madas 2009; Zsupán 2021): Der Vorbesitzer war kein Geringerer als König Alfons I. (1396-1458) von Neapel. Dies erscheint umso interessanter, als der Autor, Georg von Trapezunt, sich 1452/ 1453 in Neapel aufgehalten hatte, wo er unter dem besonderen Schutz des Königs Alfons I. stand. Freilich unterhielt Georg nach seiner Rückkehr nach Rom weiterhin Kontakt zum König, der gerade auch im Hinblick auf die qualitätvolle Dekormalerei der Auftraggeber dieses Codex gewesen sein muss.
Literatur: Hermann (1932), 139-140; Alexander (1969), 36-38; Pasut (2004), 23-25; Madas (2009), 63, Nr. 136; Zabeo (2021), bes. 255-267; Zsupán (2021), 412-420 (zum ersten Budaer Wappenmaler).